Was ist Ihr Unternehmen wert?

12. Jan 2017

In vielen Familien stellt der Betrieb einen wesentlichen Teil des Gesamtvermögens dar. Doch wie hoch ist dieser wirklich, und in welchen Situationen ist es wichtig, diesen zu kennen?

Jährlich suchen in Deutschland rund 70.000 kleine und mittlere Unternehmen einen Nachfolger und scheitern vielfach bei den Verhandlungen im Vorfeld, weil die Kaufpreisvorstellungen für die Betriebe zwischen Käufer und Verkäuferseite zu unterschiedlich sind.

Auch bei der Nachlassplanung ist der Wert eines Unternehmens oft wichtig, um beispielsweise die Gleichbehandlung zwischen mehreren Kindern zu erreichen. Nur wenn der Wert des Unternehmens korrekt ermittelt ist, können Gleichstellungsgelder und Immobilienübertragungen korrekt bemessen werden.

Daneben spielt der Unternehmenswert bei der Aufnahme von neuen Gesellschaftern immer eine sehr gewichtige Rolle.

Verfahren zur Wertermittlung:
Zur Wertermittlung gibt es zahlreiche Verfahren. Bei kleinen und mittleren Unternehmen wird in der Praxis häufig ein Ertragswertverfahren sowie die einfache Gewinnmultiplikatormethode angewendet.

Neben den reinen Bilanzzahlen als „harte“ Faktoren spielen jedoch auch andere, „weiche“ Risikofaktoren eine große Rolle. Hierbei geht es unter anderem häufig um folgende Punkte:

1. Unternehmensstrategie:
Gut geführte Unternehmen verfügen i. d. R. über eine definitive Strategie, wie sie sich in der Zukunft ihre Stellung am Markt behaupten wollen, wie sie in kritischen Situationen reagieren, welche Stärken sie ausbauen und welche Schwächen Sie beseitigen wollen.

2. Managementqualität:
Diese wird bei der Risikoanalyse sehr hoch eingestuft. Managementfehler der Vergangenheit sind oft nur schwer zu korrigieren.

3. Rechnungswesen/Controlling/Kalkulation:
Hier spielen vor allem die Aktualität und die Qualität des Zahlenmaterials eine entscheidende
Rolle. Können aus den Zahlen bspw. laufend die Kostenstellen kontrolliert, Kostenverursacher
aufgespürt und Einsparpotential ermittelt werden?

4. Produkte und Dienstleistungen:
Wie positioniert sich das Unternehmen mit seinen Produkten im Vergleich zum Wettbewerb?
Inwieweit ist der Name bzw. sind die Produkte etabliert und wie preisstabil können die Produkte im Vergleich zur Konkurrenz abgesetzt werden?

5. Wettbewerbs- und Standortsituation
Eine sorgfältige Unternehmensanalyse bildet die Grundlage.
Voraussetzung für eine ordnungsgemäße Unternehmensbewertung ist eine sorgfältige Unternehmensanalyse (sog. Due Diligence), deren Umfang je nach Unternehmensgröße variiert. Hier muss das zu be-wertende Unternehmen Verträge offenlegen, Geschäftsverbindungen zeigen und vor allem die Bilanz- und Ertragszahlen der letzten Jahre ausweisen. Zusätzlich sind nicht bilanzierte Vermögensgegenstände, wie z.B. Marken, Lizenzen, Patente, Kundenstamm etc., aufzuführen und für den Bewertungsprozess mit einzubeziehen.

Prognoserechnungen für die Zukunft mit entsprechender Detailplanung stellen den wesentlichsten Teil der Bewertungsgrundlage dar.

Die derzeit gebräuchlichsten Unternehmensbewertungsmethoden sind:

1. Vereinfachte Ertragswertmethode (für steuerliche Zwecke)
Der Gesetzgeber räumt dem Steuerpflichtigen für Fälle der Erbschaft- und Schenkungsteuer im Bewertungsgesetz das sogenannte „vereinfachte Ertragswertverfahren“ ein, das allerdings nur begrenzt einsetzbar ist.

2. Konventionelles Ertragswertverfahren
Im Gegensatz zur ersten Methode werden hier das zukünftige Wachstum bzw. die zukünftigen Erträge berücksichtigt. Das Verfahren lehnt sich an die Investitionsrechnung an.

3. Ertragswertverfahren mit CAPM (Capital Asset Pricing Model)
Dieses Verfahren basiert auf einem konventionellen Ertragswertverfahren und bemisst den Abzinsungsfaktor aufwändiger. Es ist damit präziser.

4. Verschiedene Multiplikator-Verfahren
Diese Verfahren werden sowohl als erste Grobplanung als auch bei Unternehmen verwendet, die als Start-Up-Unternehmen tätig sind und deren zukünftige Erträge nur schwer planbar sind.

5. Discounted Cash Flow Verfahren (DCF-Verfahren)
Hierbei handelt es sich um die zur Zeit gängige international anerkannte Standardmethode zur Ermittlung eines Unternehmenswertes. Dieses Bewertungsverfahren wird vom Institut der Wirtschaftsprüfer bevorzugt. Es ähnelt einem Ertragswertverfahren, greift bei der Berechnung allerdings auf die frei verfügbaren entnahmefähigen Gewinne zurück. Bei allen Ertragswertmethoden geht es vereinfacht gesagt darum, zukünftig erzielbare Gewinne unter Berücksichtigung von Chancen und Risiken in einen Kaufpreis umzurechnen. Der Abzinsungsfaktor setzt sich dabei aus einem Zinssatz für risikolose Kapitalanlagen zuzüglich einem individuell zu berechnenden Risikozuschlag zusammen.

Ein stark vereinfachtes Beispiel:



Ein Unternehmen erzielt nach der erstellten Planrechnung zukünftig ein angenommenes Ergebnis von 25.000 €. Eine sichere Anlageform (z. B. Bundesanleihen) erzielt derzeit 3,0 %. Das Unternehmen hat kein für den Geschäftszweck ausreichendes Controlling eingerichtet und keine klare Unternehmensstrategie.



Zukünftiges Ergebnis


25.000,00 €


Sichere Langzeitanlage

3,00 %


Risikofaktor

5,00 %


Risikozuschlag aufgrund negativer Risikoanalyse

3,50 %


Risikominimierung aufgrund positiver Risikoanalyse

0,00 %





Kapitalzinsfuß

11,50%


Abzinsungsfaktor: 100/Kapitalisierungszinsfuß


8,696 €

Unternehmenswert = Ergebnis x Abzinsungsfaktor


217.391,30 €

Das Beispiel zeigt, dass die maßgeblichen harten Faktoren bei der Bewertung in der Erstellung einer detaillierten und transparenten Planrechnung sowie einer entsprechenden Risikobewertung liegen. Ohne den Risikozuschlag läge der rechnerische Unternehmenswert bei 312.500 €, der Risikozuschlag von „nur“ 3,5 % vermindert den Unternehmenswert um mehr als 30 % (95.000 €).

Artikel vom 13.04.2011, aktualisiert am 12.01.2017

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