TIM - tax in motion - November 2015 - page 4

TIM: Veränderungen und das Gelingen
derselben hängen in erster Linie davon
ab, ob die Betroffenen die Veränderung
unterstützen, erdulden oder gar bekämp-
fen. Welche Faktoren sind aus Ihrer
Sicht entscheidend, um bei Menschen Moti-
vation und Energie für Veränderungen
zu erzeugen?
Dr. Stefan Frädrich:
Das sind im Wesentli-
chen zwei Faktoren. Zunächst ist es wichtig,
dass der Mensch den Sinn der Veränderung
oder des Projektes versteht. Wir Menschen
wollen wissen, wozu wir etwas tun müssen.
Denn ohne Sinn stehen wir morgens nicht
aus dem Bett auf, aber mit, können wir die
verrücktesten Dinge tun.
Der zweite Faktor ist die Frage, ob wir uns
mit dem „wozu“ identifizieren. Der persönli-
che Bezug ist hierfür entscheidend. Ein Buch-
halter, der plötzlich zum Kaltaquisiteur
werden soll, wird sich dagegen wehren, weil
er sich nicht persönlich angesprochen fühlt.
TIM: Leider reagieren Unternehmen
gerade in Krisen häufig anders.
Woran liegt das Ihrer Meinung
nach?
Dr. Stefan Frädrich:
Das ist relativ
simpel erklärbar. Unternehmen
sind gut beraten im Laufe Ihrer Ent-
wicklung gewisse Prozesse aufzubauen, die
einigermaßen effizient ablaufen. Irgendwann
steht so ein Prozess dann einmal und für
eine gewisse Zeit werden gute Ergebnisse
damit erzielt. Sollen diese Prozesse nun
plötzlich verändert werden, dann sagen alle:
„Wieso? Das hat doch eigentlich immer recht
gut funktioniert.“
D. h. auf der einen Seite ist der Prozess als
eine Hilfe etwas sehr Nützliches, auf der an-
deren Seite kann genau dieser Prozess die
Veränderung, die notwendig ist, behindern
oder sogar sabotieren. Und das ist etwas,
was ich in ganz vielen Firmen oder in ganz
vielen Krisen finde, die Menschen kleben an
Erfolgsfaktor Veränderung:
für die gemeinsame
Interview mit Dr. Stefan Frädrich zum Thema
f r a g t
November 2015
4 Titelthema
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